Eis. Kalt. Tot. by Anne Nordby

Eis. Kalt. Tot. by Anne Nordby

Autor:Anne Nordby
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: GMEINER
veröffentlicht: 2021-05-04T00:00:00+00:00


43. Kapitel

Jesper musterte den Outdoorspezialisten, der ihnen gegenübersaß. Er war Mitte 20, wirkte sehr sportlich, aber auch nervös, denn er knetete unablässig seine Wollmütze, die er auf dem Schoß festhielt. Jesper hatte den Auftrag erhalten, die Befragung zusammen mit Marit durchzuführen, da sich Kirsten mit der Therkildsen beriet. Dazu hatten sie sich in eines der kleineren Büros im Stockwerk weiter unten zurückgezogen. Für Jespers Geschmack war der Raum viel zu beengt. Er hatte Angst, dass alle jetzt riechen konnten, dass er seit zwei Tagen nicht geduscht hatte. Mann, wie peinlich. Er musste dringend einen Handwerker anrufen, damit er zu Hause wieder Warmwasser bekäme.

»Herr Brems, wo waren Sie die letzten Tage?«, begann er die Befragung.

»In meinem Sommerhaus in Hornbæk«, entgegnete Brems. »Ich hatte mir ein langes Wochenende freigenommen.«

»Okay. Und wann haben Sie gemerkt, dass die Mordopfer Ihre Expeditionskollegen sind?«

»Na, vorhin, kurz bevor ich bei Ihnen angerufen habe. Da ging mir mächtig die Düse, das können Sie mir glauben!«

Jesper nickte. »Diese Expedition von 2019. Um was ging es dabei?«

Brems blickte vor sich auf den Tisch. »Ich weiß nicht, ob ich darüber reden darf.«

»Wegen der Verschwiegenheitsklausel?«

Brems’ Augen weiteten sich. »Sie wissen davon?«

»Wir haben so einiges recherchiert, was die Expedition betrifft, aber viele Informationen fehlen uns noch. Es wäre schön, wenn wir die von Ihnen bekämen.«

Brems schien unsicher. »Ich weiß nicht, das alles ist streng geheim. Im Vertrag steht, dass ich 500.000 Kronen Strafe zahlen muss, wenn ich mich nicht daran halte.«

Ein schöner Batzen Geld, dachte Jesper und schürzte die Lippen. Frau Riis Sten wollte ihr kleines Geheimnis unbedingt schützen. Kein Wunder, wenn rauskäme, dass sie nur ihren Mann hatte bergen lassen wollen und nicht die anderen Toten, würde das ihrem Image großen Schaden zufügen. Tja, wäre sie nicht so knauserig gewesen und hätte die Expedition für den Transport von sämtlichen Leichen ausgerüstet, wäre sie als großzügige Wohltäterin gefeiert worden. So aber war sie bloß ein egoistischer Geizhals.

»Ich kann Sie nicht dazu zwingen, mit uns zu reden«, sagte Jesper. »Aber wir gehen davon aus, dass die Morde mit der Expedition zusammenhängen, und Sie könnten uns helfen, herauszufinden, wo die Verbindung liegt. Ich möchte Sie nicht unnötig beunruhigen, aber haben Sie schon mal darüber nachgedacht, dass Sie vielleicht der Nächste in der Reihe sind?« Er sah Brems deutlich an, dass dieser Angst bekam. Der Befragte schlug die Hände vors Gesicht und begann am ganzen Leib zu zittern.

»Ich … ich kann nicht. Ich will damit nichts zu tun haben, bitte!«

Jesper wechselte einen Blick mit Marit, die übernahm.

»Herr Brems, nur ein paar Details«, bat sie ihn sanft.

Der Outdoorspezialist schluckte. »Muss das sein? Reicht es Ihnen nicht, zu wissen, dass es einfach schrecklich war?«

»Was war schrecklich?«, hakte Jesper nach. »Die Leichen zu bergen, was ja Ihr Auftrag war, oder vielleicht der Tod Ihrer Kollegin Svea Henriques? Können Sie uns sagen, was mit ihr passiert ist?« Er wollte es hören. Das war exakt die Stelle, an der Óla Jón Fejfer heute Morgen abgebrochen hatte.

Brems’ Gesicht verzog sich. Er hielt seinen Oberkörper mit seinen Armen umfangen, als sei ihm kalt. Seine Mütze war auf den Boden gefallen.



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